Johannes Wieninger: Scherben

Zur Ausstellung
„MAK Design Labor“
Museum für angewandte Kunst / Wien, 2014

 

Johannes Wieninger

Scherben

Die speziell für das MAK DESIGN LABOR entstandene Arbeit Scherben des Künstlers Jörg Ahrnt (* 1965) greift auf Bruchstücke von Keramikgefäßen aus der Sammlung des MAK zurück und stellt sie in neue Zusammenhänge.

In der persischen Tradition galten Gefäße und ihre einfache wie zugleich hochkonzentrierte Herstellung als Verkörperung philosophischer Gedanken. Dichter und Mystiker sahen etwa in der Formbarkeit des Tons eine Versinnbildlichung alles Werdenden. Die offene Form des Gefäßes konnte ein Bild der inneren Bereitschaft sein, sich dem Unbekanntem zu öffnen.

Die Fragmente, die der Künstler ausgesucht hat, stammen aus verschiedenen Kulturen des Nahen und Mittleren Ostens. Sie geben uns noch eine Vorstellung, wie die Ornamente einst die Oberflächen gliederten und Formen und Farben spielerisch zueinander in Beziehung setzten. Wer die Scherben ausgegraben hat und wo, lässt sich nicht mehr genau bestimmen.

Auf einer Spiegelfläche bilden diese zufälligen Überreste vergangener Epochen eine strenge Gerade und sind doch feinsinnig aufeinander bezogen und zu einem rhythmischen Gefüge „verkettet“. Die Anordnung lässt die Scherben über sich hinaus weisen und zu Mittlern zwischen den Zeiten werden. Gleichzeitig bleiben sie in ihrer Versehrtheit unversehrt und Träger ihrer eigenen Geschichte.